Der Behördengang

Der Einsiedler Pancho stand mit dem ersten Krähen der Hühner auf, trank seinen Kaffee und schwang kurz nach dem letzten Schluck die Machete durch sein Zuckerrohrfeld. Er schnitt die Stängel kurz über dem Boden ab und entfernte die zuckerlosen Blätter am oberen Ende. Unermüdlich arbeitete er bis zum Einbruch der Dunkelheit. Eine Verschnaufpause gönnte er sich nur, wenn er den Klingenschärfer aus der Schutzhülle zog, um die stumpf gewordene Machete wieder rasiermesserscharf zu machen.

Wie immer schützte ein Leinenhut seinen Kopf vor den heißen Sonnenstrahlen und hielt die Schweißtropfen aus seinem Gesicht. Die hochgekrempelten Ärmel zeigten seine braun gebrannten Arme. Er bemühte sich, bis zum Abend das ganze Feld abgeerntet zu haben.

Pancho hatte vor, am nächsten Tag in die Hauptstadt San José zu fahren, um einen fälligen Behördengang zu erledigen.

Plötzlich hörte er das Zischen einer sich vermehrenden grün-gelben Palmenotter und verlangsamte augenblicklich sein Tempo. Der Anblick der Schlange, die sich spiralförmig zwischen den Stängeln hindurchschlängelte, ließ ihn erschaudern. Er ließ das bedrohliche Kriechtier in Ruhe. Er überwand seine Angst nur, weil er sich verpflichtete, der Kooperative eine bestimmte Menge Zuckerrohr zu liefern.

Ab und zu packte er einen Stapel Zuckerrohr auf jede Seite seines Pferdes und trug sie auf die Ladefläche des Anhängers, der für die Kooperative bereitstand. Am Abend seufzte er zufrieden, denn er hatte seine fünf Hektar Parzelle ganz allein abgeerntet; einen Helfer konnte sich Pancho nicht leisten, seit zehn Jahren verrichtete er seine Arbeit allein. In dieser Zeit hatte ihm niemand das Stück Land streitig gemacht, das er sich im Kanton Osa ausgesucht und eigenmächtig besetzt hatte, nachdem es ihm im Guarco-Tal landwirtschaftlich zu eng geworden war.

Nach Ablauf des zehnten Jahres hatte er somit das Recht, das Land sein Eigen zu nennen und es auf seinen Namen im nationalen Grundbuch eintragen zu lassen. Er freute sich über diese Aussicht, für die er zehn Jahre lang unermüdlich gearbeitet hatte.

Er freute sich auch über die Möglichkeit, eine Reise in die Metropole San José zu unternehmen. Er hatte schon so viel Gutes über die Hauptstadt des Landes gehört.

Am nächsten Tag holte er den Scheck über seinen Gewinn im Büro der Genossenschaft ab und ging sofort zur Bank, um ihn einzulösen.

Die Schlange vor dem einzigen Schalter war lang. Der Kassierer unterhielt sich mit jedem Kunden über das Fußballspiel am vergangenen Sonntag. Pancho sah sich gezwungen, seine geplante Reise wegen der Langsamkeit des Kassierers um einen Tag zu verschieben.

Am nächsten Morgen stieg er bei Sonnenaufgang auf sein Pferd. Mittags erreichte er die Pulperia San Martin, einen Tante-Emma-Laden, der auch als Bushaltestelle für die Linie in die Provinzhauptstadt Puntarenas diente. Er brachte das Pferd auf die Weide, die derselben Pulperia-Familie gehörte.

Zufrieden stellte er fest: Keine Warteschlange vor der Bustreppe, wie er vermutet hatte.

Die Reisenden waren in kleinen Gruppen im Laden verstreut. Eine Gruppe besorgte sich Proviant für die Fahrt, eine andere fächelte sich mit bloßen Händen frische Luft zu, Schweißperlen tropften vom Gesicht, ein Pärchen knabberte abwechselnd an einem Brötchen. Alle warteten gespannt auf das Zeichen zur Weiterfahrt.

Kurz darauf gab der Busfahrer ein Zeichen und alle drängten sich in den Bus. Wenn jemand Pancho grüßte, achtete er nicht darauf. Er setzte sich und stellte die Tasche mit seinen Kleidern auf den Platz neben sich. Der Schaffner fragte: »Wohin fahren wir?«, er murmelte »Puntarenas« und zahlte den vollen Fahrpreis.

Auf halbem Weg in die Stadt Puntarenas schien der gelbe Schulbus aus den USA manövrierunfähig, nachdem ein Felsbrocken auf der Schotterstraße ein Loch in einen Vorderreifen gerissen hatte. Den Fahrgästen fuhr der Schreck in die Glieder. Glücklicherweise konnte sich der Fahrer schnell beruhigen und das Fahrzeug anhalten.

Stunden vergingen, bis ein kleiner Lastwagen mit einem jungen Mann am Steuer auftauchte, dessen Kleidung teilweise mit Fett verschmiert war; er lud einen Ersatzreifen ab. Der Busfahrer wechselte den Reifen und der Bus fuhr weiter. Die Fahrgäste klatschten vor Freude.

Pancho kam zu spät in Puntarenas an und verpasste den letzten Bus nach San José. Die Herbergen in der Nähe der Endstation waren alle belegt, so dass ihm nichts anderes übrig blieb, als auf einer Parkbank zu übernachten. Bald weckte ihn ein Polizeiknüppel. »Der Park ist kein Schlafplatz für Pennbrüder«, hörte er schroff. Er sei kein Pennbruder, entgegnete Pancho, er habe nur den letzten Bus nach San José verpasst, morgen nehme er den ersten. Im Park sei Pennen sowieso verboten.

Müde schleppte er sich zum Busbahnhof zurück, gesellte sich zu den anderen, die auf dem Bürgersteig saßen, und fing sofort an zu schnarchen.

Der erste Bus nach San Jose war überfüllt. Dunkle Rauchschwaden quollen aus dem Auspuff, als sich der Bus den Berg hinaufquälte. Wie aus dem Nichts tauchte ein Uniformierter auf einer knatternden Harley Davidson auf. Er winkte zum Anhalten. Der Busfahrer gab ihm einen Geldschein und nickte ihm zu, die Fahrt fortzusetzen.

In San José angekommen, suchte Pancho nach einer günstigen Pension in der Nähe des Busbahnhofs. Er fragte die Rezeptionistin nach dem Weg zum Nationalen Grundbuchamt. Das liege am anderen Ende der Stadt. Es sei billiger, mit dem Bus zu fahren, aber komplizierter, wenn man sich in der Großstadt nicht auskenne. Etwas teurer, aber bequemer sei es, ein Taxi zu nehmen. Da müsse man früh am Morgen hin, wegen der endlosen Warteschlangen sei es jetzt sinnlos, fügte die Empfangsdame mit verführerischem Blick hinzu.

Hundemüde, aber neugierig, weil er zum ersten Mal in der Hauptstadt war, beschloss er, einen Rundgang durch die umliegenden Straßen zu machen.

Pancho betrachtete die elegant gekleideten Passanten, einige Herren in Anzug und Krawatte, und sehnte sich nach seinem Zuhause. Die festlich geschmückten Schaufenster lenkten ihn ab. Ziellos schlenderte er durch die Menge, vorbei an Geschäften, vor denen sich die Menschen drängten.

Er blieb vor dem Schaufenster eines Schreibwarenladens stehen. Er betrachtete die vielen Mappen. Er stellte sich vor, wie er seine Besitzurkunde in einer solchen Mappe unter dem Arm nach Hause tragen würde. So wird mein Geburtstagsgeschenk aussehen, dachte er.

Hungrig betrat er ein kleines Restaurant am Marktplatz, bestellte etwas zu essen, griff in seine Hosentasche und erstarrte. Er tastete alle Taschen ab. Sie waren leer. Da fiel ihm der Typ ein, der ihn vor dem Schaufenster angerempelt hatte. Ohne das bestellte Gericht anzurühren, verließ er unter den bösen Blicken des Wirtes das Lokal. Zum Glück hatte er eine Handvoll Geldscheine unter der Matratze im Gästezimmer versteckt.

Pancho legte sich schlafen, das ständige Stöhnen aus dem Nachbarzimmer ließ ihn die Augen nicht schließen. Da war das Zirpen der Heuschrecken tausendmal angenehmer.

Am nächsten Morgen fuhr er halb verschlafen mit dem Taxi zum Katasteramt. Vor den Toren des Amtes stand bereits eine beachtliche Menschenmenge. Am Eingang wurden sie gebeten, sich im Innenhof aufzustellen. Sofort schlängelte sich die Menschenreihe wie eine Schlange. Pancho fühlte sich nicht wohl, zumal er seit zwei Tagen nichts gegessen hatte.

Gegen 16 Uhr war er an der Reihe. Er übergab seine Papiere dem Sachbearbeiter, der ihm nach kurzem Überfliegen mitteilte, dass er im falschen Amt sei. Seit drei Jahren gäbe es ein eigens für sein Anliegen gegründetes »Instituto de Tierras y Colonización«, kurz ITCO. Für die Beurkundung des Eigentums sei nicht mehr das staatliche Grundbuchamt zuständig. Die neue Behörde unterhalte in jeder Provinz der Republik eine Außenstelle und sei ausgerüstet, seine Angaben zu überprüfen. Sie würde die Parzelle für ihn vermessen und rechtlich abgrenzen. Das stand wochenlang in allen Zeitungen des Landes.

Mit gesenktem Kopf stieg Pancho in den Bus, die linke Hand tief in der Hosentasche. Er begrüßte jeden Fahrgast einzeln mit einem tiefen Lächeln. Beim ersten leeren Platz fragte er: »Ist der noch frei?« Der Grauhaarige antwortete: „Wenn du dich jetzt hinsetzt und den Mund hältst, ist er nicht mehr frei.“

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4 Kommentare zu „Der Behördengang

  1. Der Einsiedler Pancho stand beim ersten Krähen der Hühner auf, trank seinen Kaffe und schwang bald nach dem letzten Schluck die Machete durch sein Zuckerrohrfeld. Die Halme schnitt er direkt über dem Boden ab und entfernte am oberen Ende das zuckerlose Laub. Er ackerte unermüdlich bis zur Dämmerung. Eine Verschnaufpause gönnte er sich nur, wenn er den Klingenschärfer aus der Schutzhülle herausholte, um die stumpfgewordene Machete wieder scharf wie eine Rasierklinge zu schleifen.

    Ein Segeltuchhut schützte wie üblich seinen Kopf vor den heißen Sonnenstrahlen und hielt die Schweißtropfen aus seinem Gesicht. Die hochgekrempelten Ärmel legten seine braun gebrannten Arme frei. Er bemühte sich, das ganze Feld bei Tagesende fertig abzuernten.

    Pancho hatte die Absicht, am folgenden Tag nach der Landeshauptstadt San Jose, zu reisen und dort einen fällig gewordenen Behördengang zu erledigen.

    Plötzlich hörte er das zischende Geraschel einer brütenden grüngelben Palmlanzenotter, er drosselte sofort sein Tempo. Beim Anblick der spiralförmig zwischen den Stängeln sich keilenden Schlange erschauderte er. Er ließ das bedrohliche Kriechtier in Ruhe. Seine Furcht überwand er nur, weil er sich verpflichtet hatte, einen bestimmten Ertrag Zuckerrohr an die Genossenschaft zu liefern.

    Zwischendurch packte er einen Stapel Zuckerrohr auf jede Seite seines Gauls und trug sie zur Ladefläche der bereitstehenden Anhänger der Kooperative. Am Abend seufzte er zufrieden, seine fünf Hektar große Parzelle ganz allein abgeerntet zu haben; Pancho konnte sich keine Hilfskraft leisten, seine Arbeit führte er seit nun zehn Jahre allein aus. In dieser Zeit stritt ihm niemand das Stück Land ab, das er sich in Osa Canton ausgesucht und eigenmächtig besetzt hatte, nachdem es ihm im Guarco-Tal landwirtschaftlich zu eng vorgekommen war.

    Aufgrund dessen stand ihm nach dem zehnten Jahr das Recht zu, das Anwesen sein Eigen zu nennen und beim nationalen Grundbuchamt auf seinen Namen eintragen zu lassen. Er freute sich bei dieser Aussicht, für die er sich beharrlich die zehn Jahre ununterbrochen abgerackert hatte.

    Auch entzückte ihn die Möglichkeit, eine Reise nach der Metropole San Jose zu unternehmen. Er hatte so viel Lobendes über die Landeshauptstadt gehört.

    Am folgenden Tag holte er sich vom Büro der Genossenschaft den Scheck für seinen Ertrag ab und marschierte gleich zur Bankfiliale, ihn einzulösen.

    Die Warteschlange vor dem einzigen Bankschalter bewegte sich kriechend voran. Der Kassierer plauderte mit jedem Kunden über das Fußballspiel vom letzten Sonntag. Pancho sah sich genötigt, wegen des langsamen Kassierers seine geplante Reise um einen Tag zu verschieben.

    Am nächsten Tag beim Sonnenaufgang sprang er auf seinen Gaul. Mittags erreichte er die Pulperia San Martin, einen Tante-Emma-Laden, der auch als Bushaltestelle für die Linie nach der Provinzhauptstadt, Puntarenas diente. Den Gaul brachte er zur Pferdeweide, die derselben Pulperia-Familie gehörte.

    Zufrieden stellte er fest: keine Warteschlange vor der Bustreppe, obwohl er das vermutet hatte.

    Die Reisende waren in kleinen Grüppchen im Geschäft verstreut. Eine Gruppe besorgte sich Proviant zum Naschen während der Fahrt, eine andere wedelte sich mit bloßen Händen frische Luft zu, Schweißperlen tropften ihnen vom Gesicht herunter; ein Pärchen knabberte abwechselnd an einem Brötchen. Alle warteten aufmerksam auf den Hinweis zur Weiterfahrt.

    Kurz darauf winkte der Busfahrer und alle drängten sich zum Bus. Wenn jemand Pancho grüßte, beachtete er das nicht. Er setzte sich und stellte den Sack mit seinen Klamotten auf den Platz neben sich. Der Schaffner fragte: »Wohin geht die Reise?«, er murmelte »Puntarenas« und zahlte den vollen Fahrpreis.

    Auf halber Strecke nach Puntarenas-Stadt schien der aus den USA eingeführte gelbe School Bus nicht mehr manövrierfähig, nachdem ein Felsblock auf der Schotterstraße ein Loch in einen Vorderreifen gebohrt hatte. Die Fahrgäste befiel ein Schreck. Zum Glück gewann der Fahrer schnell wieder die Oberhand und hielt das Kraftfahrzeug an.

    Die Stunden vergingen, bis ein kleiner Lkw aufkreuzte, hinter dem Steuerrad ein junger Bursche, dessen Kleidung teilweise mit Fett verschmiert war; er lud einen Ersatzreifen ab. Der Busfahrer wechselte den Reifen aus und der Bus fuhr weiter. Die Fahrgäste klatschten vor Freude.

    Zu spät in Puntarenas angelangt, verpasste Pancho den letzten Bus nach San Jose. Die Pensionen im Umkreis der Endstation waren alle belegt; es blieb ihm nichts anderes übrig, als auf einer Parkbank zu übernachten. Bald darauf wurde er brüsk von einem Polizeiknüppel wachgerüttelt. »Der Park ist keine Schlafstätte für Pennbrüder«, hörte er schroff. Er sei kein Pennbruder, entgegnete Pancho, er hätte bloß den letzten Bus nach San Jose verpasst; morgen steige er in den ersten Bus ein. Das spiele keine Rolle, im Park sei es verboten zu pennen.

    Ermüdet latschte er zurück zur Busstation, gesellte sich zu anderen, die auf dem Bürgersteig saßen, und fing sofort an zu schnarchen.

    Der erste Bus nach San Jose platzte aus allen Nähten. Dunkle Rauchschwaden schossen aus dem Auspuffrohr, als der Bus sich bergauf abmühte. Wie aus dem Boden gewachsen erschien ein Uniformierter auf einer jaulenden Harley Davidson. Er gab ein Zeichen zum Anhalten. Der Busfahrer überreichte ihm einen Geldschein und erhielt den Wink zum Weiterfahren.

    In San Jose angelangt, suchte sich Pancho ein erschwingliches Gästehaus in der Nachbarschaft des Busbahnhofs. Er erkundigte sich bei der Empfangsdame, wie man zum nationalen Grundbuchamt gelangte. Das liege am anderen Ende der Stadt. Es sei günstiger, mit dem Bus zu fahren, allerdings sei das umständlicher, wenn man sich in der Großstadt nicht auskenne. Etwas teurer, aber bequemer wäre ein Taxi, erklärte sie weiter. Man müsse frühmorgens sich dorthin bemühen, angesichts der unendlichen Warteschlangen dort; jetzt wäre es also zwecklos, dahinzufahren, fügte die Empfangsdame mit einem verlockenden Blick hinzu.

    Hundemüde, aber von Neugier erfüllt, da er zum ersten Mal in der Landeshauptstadt war, entschloss er sich, eine Runde durch die benachbarten Straßen zu drehen.

    Pancho schaute sich die piekfein bekleideten Passanten an, manche Herren kamen im Anzug und Schlips; er sehnte sich nach seinem Zuhause. Die festlich geschmückten Ladenfenster lenkten ihn ab. Planlos bummelte er im Geschiebe der Menschen, vorbei an Geschäften, vor denen ein Gedränge herrschte.

    Er hielt am Schaufenster eines Papierladens an. Guckte sich die Vielzahl an Aktenmappen an. Er stellte sich vor, seine Besitzurkunde in einem solchen Ordner unter dem Arm heimzutragen. So wird mein Geburtstagsgeschenk aussehen, dachte er.

    Hungrig betrat er eine winzige Gaststätte am Marktplatz und bestellte sich etwas zu essen, steckte die Hand in die Hosentasche und erstarrte. Er tastete alle Taschen ab. Sie waren leer. Da erinnerte er sich an den Kerl, der vor einem Schaufenster mit ihm zusammengeprallt war. Ohne das bestellte Gericht anzutasten, verließ er das Lokal unter einem bösen Blick des Wirtes. Zum Glück hatte er eine Handvoll Geldscheine im Pensionszimmer unter der Matratze versteckt.

    Pancho legte sich schlafen, das ständige Stöhnen aus den benachbarten Zimmern ließ ihn die Augen nicht schließen. Das Zirpen der Heuschrecken war tausendmal angenehmer zu hören.

    Am folgenden Morgen stieg er halbverschlafen in ein Taxi zum Grundbuchamt. Es stand schon eine beachtliche Menge Menschen vor den Toren des Amtes. Beim Reinlassen wurden sie angewiesen, im Innenhof eine Reihe zu bilden. Gleich wand sich die Menschenreihe wie eine Schlange. Pancho fühlte sich nicht so wohl, zumal er seit zwei Tagen nichts gegessen hatte.

    Gegen sechzehn Uhr war er am Schalter dran. Er übergab dem Bearbeiter seine Papiere, der nach schnellem Überfliegen ihm mitteilte, er sei beim verkehrten Amt. Seit drei Jahren gäbe es für sein Anliegen ein eigens dafür geschaffenes »Instituto de Tierras y Colonización«, ITCO genannt. Für die Beurkundung des Besitzes sei das nationalen Grundbuchamt nicht mehr zuständig. Die neue Behörde unterhalte eine Außenstelle in jeder Provinz der Republik und sei ausgestattet, seine Angaben nachzuprüfen. Sie würde die Parzelle für ihn vermessen und rechtlich abgrenzen. Das habe wochenlang in sämtlichen Zeitungen des Landes gestanden.

    Gesenkten Hauptes bestieg Pancho den Bus zurück nach Hause, die linke Hand tief in der Hosentasche. Er begrüßte jeden Fahrgast einzeln und lächelte betreten. Beim ersten leeren Platz fragte er: »ist der Sitz frei?« Der grauhaarige Befragte antwortete: »Wenn du dich jetzt hinsetzt und die Klappe hältst, ist er nicht mehr frei«.

    Ich habe den Text noch einmal (auch stilistisch) korrigiert. – Ich verstehe nicht, warum er auf der Hinfahrt die grüßenden Mitmenschen nicht beachtet und auf der Rückreise alle begrüßt – er müsste doch enttäuscht sein, weil die Fahrt umsonst war und er außerdem bestohlen worden ist?

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    1. Lieber Norbert,
      vielen Dank für die Korrektur.
      Da er als Einsiedler keine Zeitung las, hat er gemerkt, dass er vielleicht von anderen Menschen über die Existenz einer neuen Behörde erfahren hätte, wenn er etwas freundlicher wäre. Daher die Wandlung, aber vielleicht habe ich es nicht richtig dargestellt.

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      1. Lieber Merrill,

        das habe ich als Leser nicht geahnt. Vielleicht solltest du dem Einsiedler einen Gedanken einhauchen, als er vom Amt fortgeht: „Gut, ich lese keine Zeitung – aber warum weiß ich als einziger nicht, dass es diese neue Behörde gibt? Ich muss mich doch etwas unter den Leuten umhören, was alles in der Welt passiert…“

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